700 Jahre später, also im Jahr 2004 fand in Dietersdorf ein dreifaches Jubiläum statt.

  • 700 Jahren erste urkundliche Erwähnung von Dietersdorf
  • 90 Jahre Georgskirche und
  • 50 Jahre St. Hedwigskirche

Dieser Anlass war ein Grund zum Feiern, aber auch zum Nachdenken und zur Rückbesinnung.

So entstand in langer, mühseliger aber auch spannender Recherche-Arbeit eine eigene Festschrift. Pfarrer Walter Dummert, Hans Schleier und Klaus Waldmüller vom Schwabacher Tagblatt brachten auf 152 Seiten die Geschichte unseres Dorfes zu Papier.

Festschrift 700 Jahre Dietersdorf (2004)

Die folgenden Passagen und Bilder stammen aus dieser Festschrift und wurden uns dankenswerterweise für diese Seite zur Verfügung gestellt.

  • “Frühe Geschichte der Pfarrei” von Walter Dummert
  • “Reformationszeit” von Walter Dummert
  • “Einwanderung von Exulanten” von Walter Dummert

Geschichte


Frühe Geschichte der Pfarrei

von Walter Dummert

Die erste urkundliche Erwähnung der Pfarrei Dietersdorf in einer Urkunde vom 18. Juli 1304 des Bischofs Konrad II von Eichstätt markiert (nach eingehender Prüfung und Verwerfung verschiedener anderer Daten: in der Pfarrchronik Dietersdorf 1298 und bei Christoph Haag 1278 und 1281) den wohl sichersten Fixpunkt in der Kirchengeschichte dieser Pfarrei, sicher aber nicht ihre geschichtlichen Anfänge. Die dürften noch um einiges früher liegen, auch wenn das von Pfarrer Heller in der Pfarrchronik kolportierte Gerücht, Dietersdorf wäre gar Mutterkirche von Schwabach gewesen, ganz sicher – wie er es schon tut – „dem Reich der Fabeln” zuzuweisen ist.

700 Jahren Kirchen in Dietersdorf

So darf dieses Datum im Jahr 2004 Anlass sein für die heutige Evang.-Luth. Kirchengemeinde, sich mit allen, die daran teilnehmen wollen, über das Jubiläum einer 700 Jahre währenden Segensgeschichte zu freuen. Seit mindestens 700 Jahren bestanden in Dietersdorf Kirchen, ja seit 700 Jahren gab es – zwar mit Unterbrechung im 30-jährigen Krieg – aber doch relativ kontinuierlich – Gottesdienste, in denen Menschen sich unter Gottes Wort versammelten.

Dyetrichsdorf, Teufenbach et in Aychach

Die oben erwähnte Urkunde verpflichtete den Kaplan des Schwabacher Pfarrers, zu bestimmten Zeiten Messen in „Dyetrichsdorf, Teufenbach et in Aychach” zu lesen. Damit darf wohl angenommen werden, dass es zur Zeit der Abfassung der Urkunde Kirchen oder Kapellen in den genannten Orten gab. Wann diese aber errichtet wurden, bleibt unbekannt. Über den Ort, wo sie standen, haben wir im Fall Aichach und Deutenbach einigermaßen sichere Kenntnis, im Fall Dietersdorf aber nur (wenn auch sehr wahrscheinliche) Vermutungen.

Auf der Hochfläche zwischen Dietersdorf und Baimbach stand die frühe Peterskapelle der untergegangenen Ortschaft Aichach (wahrscheinlich Siedlung am Eichen-wasser; Ache = Bächlein). Darauf deuten nicht nur die heute noch bekannten Flurnamen „Petersäcker” bzw. „Kappeläcker” und „Eicheläcker” hin, sondern darüber gibt es die alte Nachricht von 1616, die von einer noch existierenden Mauer und einem Steinhaufen weiß. – Selbst auf einer Karte des markgräflich ansbachischen Oberamts Schwabach von Johann Georg Vetter aus dem Jahr 1740 ist noch die „Öde St. Peters Cappel” mit dem Grundriss einer Kapelle eingetragen.

Luftaufnahme vom 19. Mai 2004 der Kirchenäcker mit den Flurnamen „Petersäcker, Kapelläcker und Eicheläcker“ auf der Hochfläche zwischen Dietersdorf und Oberbaimbach (Dietersdorf liegt links von der oberen linken Bildecke – Oberbaimbach liegt rechts vom Bild. Der Feldweg in der oberen rechten Bildecke ist die Verbindung zwischen den Dörfern).

Foto: K. Waldmüller

Luftaufnahme vom 19. Mai 2004 der Kirchenäcker mit den Flurnamen „Petersäcker, Kapelläcker und Eicheläcker“ auf der Hochfläche zwischen Dietersdorf und Oberbaimbach (Dietersdorf liegt links von der oberen linken Bildecke - Oberbaimbach liegt rechts vom Bild. Der Feldweg in der oberen rechten Bildecke ist die Verbindung zwischen den Dörfern). Foto: K. Waldmüller

Petersacker

Auch in unseren Tagen wurden auf dem der Kirchengemeinde gehörenden Petersacker immer noch Ziegelbrocken durch den Pflug ans Tageslicht befördert. Reizvoll wäre in jedem Fall, dort durch ein Luftbild in der Wachstumsphase genaueren Aufschluss über eventuell vorhandene Grundmauern zu bekommen. In den dortigen Äckern gefundene steinzeitliche Werkzeuge und das alte Patrozinium (Namenswidmung) des Petrus sprechen für eine frühe dortige Siedlung. Im 16-Punkte-Bericht von 1616 heißt es darüber allerdings schon: „Allda ist nichts mehr, denn ein alt gemeuer und steinhauff von einer alten capellen, sonst gar kein haus”. (Schlüpfinger „Die Stadtpfarrei Schwabach…”1975). Auf einer Landkarte von 1617 ist die Kapellenruine eingezeichnet.

Alte Michaelskirche in Dietersdorf

Auch was Deutenbach anbetrifft, weiß man bis heute sicher, dass im Hof des ehemaligen Gasthofs Lösel eine wahrscheinlich dem Apostel Jakobus geweihte Kapelle stand. Sie hat als Gottesdienstort z. T. durch die “Stadelpredigt” bzw. „Krautfasspredigt” des Pfarrers Beck überregionale Bedeutung erlangt und die Feier der Deutenbacher Kirchweih in neuerer Zeit hat die alte Tradition wiederbelebt. Was Dietersdorf anbetrifft, können wir nur die (sehr wahrscheinliche!) Vermutung hegen, dass die älteste Vorläuferin der Michaelskirche im Tal an eben deren Ort zu suchen wäre. Anlass zu dieser Vermutung gibt die Tatsache, dass um die alte Michaelskirche der Friedhof lag, dessen Umfassungsmauer bis heute in Teilen an der Südseite des Gemeindehausgrundstücks zu finden ist. Es ist darüber hinaus kein weiterer Gräberplatz bekannt, außer dem sehr viel später angelegten heutigen Friedhof.
Da Kirche und Kirchhof in früher Zeit immer zusammengehörten, darf davon ausgegangen werden, dass die Vorgängerin der Michaelskirche an deren Ort stand. Diese frühe Michaelskirche war an der Stelle des heutigen Saalanbaus des Gemeindehauses gebaut.

Neue Georgskirche

Dort stand (südlich des ehemaligen Schulhauses) die Kirche in Ost-West Richtung, der massige nach oben stufenweise verbreiterte Turm aus dem 15. Jahrhundert im Osten, das Langschiff aus dem 17. Jahrhundert nach Westen zu angelegt. Wohl wegen des hohen Grundwasserstandes verfiel das Langhaus mehr und mehr, so dass man sich unter Pfarrer Heller (1902-1921) entschloss, von 1912 – 1914 die neue Georgskirche auf dem von Landwirt Andreas Dorn gekauften Grundstück am jetzigen Kirchenberg anzulegen.


Reformationszeit

von Walter Dummert

Eine besonders interessante Zeit ist kirchengeschichtlich gesehen (wie im ganzen Nürnberger Umland) auch für Dietersdorf die Reformationszeit. Denn einerseits lag Dietersdorf als Filialkirche von Schwabach durchaus im Einflussgebiet der freien Reichsstadt Nürnberg (es gab nürnbergische Untertanen), die sich früh dem reformatorischen Gedankengut öffnete, andererseits machte das Markgrafentum Ansbach seinen Einfluss geltend – und das war bei der Einführung der Reformation recht zögernd.

Erster evangelischer Pfarrer Johann Feyelmayer

Während also in Schwabach der erste evangelische Pfarrer Johann Feyelmayer am 1. Juni 1525 seine Stelle antrat und in der Folgezeit auch die Kapläne für die evangelische Lehre zu gewinnen versuchte, was gewiss nicht ohne Folgen auch für Dietersdorf blieb, hatte Markgraf Kasimir von Ansbach 1527 die Wiedereinführung der alten Zeremonien angeordnet.

Zum Zusammenstoß der Interessen kam es im Jahr 1526 in Deutenbach, das zum Pfarrsprengel Dietersdorf gehörte. Wie Pfarrer Heller in der Pfarrbeschreibung anführt, ist auf Seite 42 in den Ansbacher Konsistorialakten ein Vorfall vermerkt, der kennzeichnend für die Stimmung und die Situation der damaligen Zeit ist: „Am Freitag nach Maria Heimsuchung 1526 berichtet der Kastner Peter Jäger aus Cadolzburg an die Regierung zu Ansbach, dass „ein ausgelaufener” Mönch von Nürnberg sich unterfangen habe, etliche Sonntage in dem Weiler Oberdeuthenbach, nit weit von Stein, der zum markgräflichen Gebiet gehört, in einem Capellein, so in eines Pauern Hof daselbst gelegen zu predigen und Meß zu halten: er tue das mit Bewilligung des Bauern und seiner Nachbarn, die ihm auch, wenn er predige, seine Belohnung in der Kapelle sammeln. Nach der Predigt reise der Mönch jedes Mal wieder gen Nürnberg.“ Nach dem Urteil des Herrn D. Clauss war es ein evangelisch gewordener Mönch.

Teutenbach

Da es in der Markgrafschaft verboten ist, solche Winkelprediger zu dulden, fragt der Kastner an, wie es in diesem Fall gehalten werden soll. Die Ansbacher Regierung ist nun mit der von dem Kastner vorgeschlagenen Anwendung von Gewalt nicht einverstanden, weil sie einen Konflikt mit Nürnberg vermeiden möchte; beauftragt aber den Kastner, sich am nächsten Sonntag selbst nach „Teuthenbach” zu begeben und dem Mönch wie den Bauern das markgräfliche Verbot der Winkelprediger offiziell zur Kenntnis zu bringen und den Teuthenbacher Bauern überhaupt zu sagen „dass sie an die predig geere, dahin sie gepfarrt sein oder in abentheuer darumb besteen”. (d.h. außerdem könnte es ihnen schlecht dafür ergehen) – soweit Pfarrer Heller.

1533 mit dem Übergang des Markgrafentums Ansbach zur Reformation, erledigen sich dieserartige Probleme. Mit der Kirchenvisitation 1528 dürfte schon sicher sein, dass die Kapläne Jorg Roßtaler oder Hieronymus Marquardt als erste lutherische Geistliche in der Dietersdorfer Pfarrei amtiert haben.

Glasfenster an der Südseite der Kirche aus der Entstehungszeit 1912-1914 mit dem Abbild von Martin Luther

Inschrift:
In Erinnerung an Leonhart Peipp von Krottenbach
gefallen bei Remereville
4. Sept 1914

Foto: K. Waldmüller

Glasfenster an der Südseite der Kirche aus der Entstehungszeit 1912-1914 mit dem Abbild von Martin Luther Inschrift: In Erinnerung an Leonhart Peipp von Krottenbach gefallen bei Remereville 4. Sept 1914 Foto: K. Waldmüller

Einwanderung von Exulanten

von Walter Dummert

Die Reformationszeit und die Zeit danach war in unserer Umgebung und Pfarrei geprägt von schlimmen Epidemien, vor allem von der grassierenden Pest (Cholera, Typhus und Ruhr sind dabei mitzurechnen), die – nach den Eintragungen im Sterberegister – sehr viele dahingerafft haben. Neben der hohen Kindersterblichkeit werden auch Blattern und „Epidemie” als Todesursachen genannt.

30-jähriger Krieg (1618-1648)

In den Jahren des 30-jährigen Krieges (1618-1648) und schon davor blieben dann die Raubzüge der durchziehenden Heere nicht ohne Folgen auf die Bevölkerung: so heißt es von einem Barthel Müller, der 1571 geboren, am 2. Dezember 1631 in Schwabach begraben wurde, aber in Dietersdorf wohnhaft war, „welcher von den Tillyschen grimmichen Reuttern uf 3 Meil Wegs geschleppt, hefftig verwundet und von dem Geblüt ersticket worden”(am Blut erstickt). Von Elisabetha, verwitwete Hoffmann wird berichtet, dass sie im gleichen Jahr als Witwe des Hirten in Nemsdorf 60-jährig in Dietersdorf begraben wurde, „welche im Backoffen todt gefunden, und zweifelsohne von den Tillischen blutdurstigen Räubervolck darein verjagt worden” umkam.

Manches mal musste wohl sogar eine geplante Beerdigung verschoben werden, wie der Pfarrer von Anna Keck berichtet, dass „dieße Leicht ist wegen der Tragoner erst uf den Abend detuciert worden” (Leichenfeier musste wegen durchziehender Dragoner auf den Abend verschoben werden). Man nimmt an, dass in Dietersdorf die Bevölkerung in dieser Zeit mindestens um ein Viertel, in Baimbach wohl noch entscheidend stärker, dezimiert wurde. Nach mündlicher Auskunft des ausgewiesenen Exulantenforschers Pfarrer Karl-Heinz Keller aus Dietersdorf kamen in unsere Schwabacher Gegend die ersten Exulanten in größerer Zahl erst nach 1626, vor allem aber nach 1652, einzelne sind jedoch schon früher nachweisbar.

Klingenschmied Steffan Lindwurm

Solch eine Ausnahme bildet z.B. die Familie des Klingenschmieds Steffan Lindwurm. Von einem Conrad Simon Lindwurm, der bis 1628
Schulmeister in Mühlhof war, wissen wir sicher, dass er „auß Österreich vertrieben und von Schwabach bürtig” mit seiner Frau Sara, die 2
Jahre älter war als er, „eine Österreicherin” amv gleichen Tag, 12. Oktober 1628 an der Pest gestorben ist (er 45 Jahre, sie 47 Jahre alt) und dass beide am Tag darauf in Dietersdorf beerdigt wurden. Höchstwahrscheinlich war dieser Conrad Lindwurm der Sohn des Exulanten Steffan Lindwurm aus Wendelstein, der als Klingenschmied 1579 in Schwabach mit Barbara Engelhart getraut wurde, dann in seinem Beruf im Mühlhofer “Industriegebiet” wohl Arbeit fand und deshalb in Dietersdorf mit seiner Familie ansässig wurde.

Exulanten aus Österreich

Die Vorfahren folgender heute noch zur Kirchengemeinde gehörender Familien kamen als Exulanten mit größter Sicherheit aus Österreich: Aschenneller, Bernecker, Buchner (früher in Nemsdorf), Frauenschläger, Heider (jetzt Wolkersdorf), Kohl, Lechner, Nehmeier, Schwandner, Schweiger, Spachmüller, Stadelmeyer, Zeilinger.

Exulanten aus der Oberpfalz

Exulanten aus der Oberpfalz, als diese rekatholisiert wurde, dürften sein: Vorfahren der Familien Arnsperger (Krottenbach), Griesmeier (aus Pfalz-Neuburg), Hufnagel (Oberpfalz), Wechsler (Pfalz-Neuburg); aus Altbayern dürften Kohlbauer ausgezogen sein. Wahrscheinlich, aber noch nicht nachgewiesen, dürften nach Auskunft von Pfarrer Keller Exulanten als Vorfahren haben: Familienangehörige mit den Namen Bogendörfer, Bubenberger, Danninger, Dinkelmeyer, Dummert, Enzenhöfer, Gattenlöhner, Gruber, Günzel, Haußmann, Hechtel, Heid, Helmr(e)ich, Heubeck, Hörndler (Kärnten), Hofer, Huber, Kammerer, Käferlein, Kerschbaum, Lang, Leitner, Lehnert, Maul, Meyerhofer, Oeder, Omeis, Oppitz, Reint(h)aler, Reuter, Rösch, Schwab, Seidel, Staudacher, Weidringer, Wiesinger.

Stall mit Scheune der Familie Aschenneller in Oberwinkel/Kärnten-Österreich. Der Hof wurde 1563 erbaut.

Foto: Privatbesitz Aschenneller

Stall mit Scheune der Familie Aschenneller in Oberwinkel/Kärnten-Österreich. Der Hof wurde 1563 erbaut. Foto: Privatbesitz Aschenneller

1304 - Erste urkundliche Erwähnung Dietersdorf

Aus der Festschrift “700 Jahre Dietersdorf” – 1304 bis 2004.

Die erste urkundliche Erwähnung Dietersdorf aus dem Jahre 1304:


Weitere Geschichten aus der Festschrift

St. Michaelskirche von Walter Dummert

Die heutige Georgskirche von Walter Dummert

Der Allerseelen-Altar von Walter Dummert

50 Jahre katholische St. Hedwigskirche von Georg Zeltner

Freiwillige Feuerwehr Dietersdorf von Gerhard Pfaffenritter

Kärwaboum und Kärwamadli von Hans Schleier

sowie Ein Streifzug durch unsere Vereinschronik von Christa Götz (OGV)

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner