von Walter Dummert aus der Chronik „700 Jahre Dietersdorf

Die Dimensionen der in Mittelfranken einzigen Jugendstilkirche scheinen dem Altar und der nach ihm ausgerichteten Apsis entsprechend ausgebildet worden zu sein. Auch wenn die Kirchengröße für die heutige Größe des Stadtteils überrascht, so will doch bedacht sein, dass Dietersdorf zur damaligen Zeit 1914 die Mittelpunktsgemeinde im Zwieseltal war und die Kirchengemeinde mit all ihren zugehörigen Außenorten ca.1500 Gemeindeglieder umfasste. Damals gehörten so stark bevölkerte Außenorte wie Deutenbach, Krottenbach und Mühlhof noch zur Kirchengemeinde, die dann in den zwanziger Jahren z.T. selbständig (Deutenbach) oder der Kirchengemeinde Nürnberg-Reichelsdorf zugeschlagen wurden.

Neben dem Altar, der in seinen gemalten Bildern immer wieder mit dem in Gutenstetten (bei Neustadt/Aisch) in Verbindung gebracht wird (vermutlich gleicher Meister) hält die Georgskirche aber noch weitere Schätze für den Betrachter bereit: die Madonna mit dem Kind (das ursprünglich Weltkugel mit Kreuz in der Hand gehalten haben soll). Heute auf einer Konsole am linken Chorbogen befestigt, stammt sie aus einem vermuteten Marienaltar der Vorläuferkirche, fand sich später auf deren Dachboden und wird auf vorreformatorische Zeit 1480 (nach „Die Kunstdenkmäler von Bayern, Mittelfranken VII Stadt und Landkreis Schwabach Verlag Oldenbourg München 1939) datiert.

Auch die Kanzel aus dem 18. Jahrhundert mit dem Wappen (Fischotter) der Ott (begüterte Bierbrauer in Schwabach mit Verbindung nach Dietersdorf) wurde aus der Vorgängerkirche, die dem St. Michael (Schutzbaron der Bauern und später aller Deutschen) geweiht war (Heiligentag am 29. September) mit geringfügigen Veränderungen in die 1914 eingeweihte Georgskirche übernommen.

Besonders erwähnenswert ist auch der Wappenschild des „wilden Markgrafen“ Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg, der über der südlichen Ausgangstür hängt, weist er doch darauf hin, dass Dietersdorf mit Schwabach zum Markgrafentum Ansbach – Bayreuth – Brandenburg gehörte und immer im Grenzgebiet von Interessenssphären lag (früher der Bistümer Eichstätt und Würzburg; später der Nürnberger Burggrafen und der Ansbacher Markgrafen; heute der Städte Schwabach und Nürnberg).

Vom Stil der Entstehungszeit (1912-1914) sind die Glasfenster an der Südseite geprägt: der segnende Christus und ein Bild Martin Luthers. An der Nordseite kamen in den letzten Jahren die beiden Wappen der deutschen Reformatoren M. Luther und Ph. Melanchthon neben das schon eingebaute Bild des Schwedenkönigs Gustav Adolf zu hängen. Bemerkenswert sind die beiden Glasmedaillons mit Abbildung einer Hufschmiede aus dem 16. Jahrhundert und mit der Inschrift von Stephan Merkentaller von 1655. Verlorengegangen sind leider durch eine Luftmine im 2. Weltkrieg weitere Wappenscheiben von 1711 (von einem Papierfabrikanten Weith aus Mühlhof) und von 1725 (Nürnberger Patrizierfamilie Fürer von Haymendorff in Wolkersdorf).


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